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Heute haben wir einen Leserbrief von Maik Hoffmann.


Wir, die Bayernfreunde mit Herz, sind eine private Gruppe (kein Verein) und als das Unwetter, im Sommer 2021, über Deutschland zog und das Chaos da war, ist ein guter Freund zu mir gekommen und fragte mich, ob wir denen helfen möchten. Und mit einem einfachen Wort „JA“, fing das Ganze an.

Wir (Sebastian Oberreitmeier, Maik Hoffmann) haben unsere Kontakte, die wir kennen, gefragt ob sie Lust hätten uns zu helfen um dann denen zu helfen. Nachdem wir einige wenige Leute hatten, ging es dann los. Wir wollten erst in unserer Heimat Bayern helfen. Da wir selber aus Ober– und Niederbayern kommen. Wir hatten (BGL) Berchtesgadener Land angefragt. Auch da hat es das Unwetter getroffen. Als dann die Rückmeldung gekommen ist, dass sie keine Hilfe benötigen und von denen die Anforderung kam, das wir lieber NRW helfen sollen, waren wir erst verblüfft. Na gut sagten wir. Dann helfen wir NRW im Ahrtal.

So ging die ganze Planerei wieder von vorne los. Nach zwei Wochen Planung hatten wir eine Handvoll Helferinnen und Helfer und ein paar Baugeräte, LKW’s, Sachspenden und sogar einen ganzen Sattelzug voll mit Ziegelsteinen und eine Wechselbrücke voller Heuballen. Nachdem wir mit viel Telefonieren endlich eine Kontaktperson gefunden hatten, ging es endlich los. Es ging nach Heimersheim zum Helfen und die Unterkunft war ein Tennissportverein in Erftstadt. Wir sind mit unseren Paar Leuten und Fahrzeugen gegen 15.00 Uhr in Ampfing losgefahren und hatten über 700 km vor uns.

Weil wir zu dem Zeitpunkt noch keine Funkgeräte hatten, ist die ganze Fahrt übers Handy gelaufen. Da die meisten aber auch am fahren waren, konnte nicht jeder gleich aufs Handy schauen. Dadurch kam es meist zu Problemen wenn es um Pausen ging oder zum Tanken. Nachdem wir mit Verspätung angekommen sind, packte uns der Übermut und das Entsetzen zugleich. Das Dorf Heimersheim lag genau im Tal zwischen den Weinbergen und daher hat es ausgeschaut wie im Krieg. Wir liefen erst einmal rum, um einen Überblick der Katastrophe zu bekommen. Man hörte, dass das Wasser bis über 7m hoch war. An den Hauswänden und Bäumen, konnte man es sehr gut sehen. Es hat nicht lang gedauert, und wir fingen an unsere Bagger zu entladen und fuhren gleich los zum Aufräumen. Man wusste nicht, wo man anfangen sollte. Es war ein Ausmaß der Zerstörung, die unsereiner noch nie gesehen hat. Autos zwischen Bäumen, auf Zäunen , volle Wasserkästen im Baum ein gepresst, der ganze Müll, Hausrat, Autos und vieles mehr, lag verteilt Haufenweise in der Gegend. Beim Aufräumen selber sind die Bewohner gekommen und haben uns natürlich gefragt, wer wir seien. Nach einer Erklärung wer wir sind, kamen einem die Tränen von beiden Seiten. Das war ein Gefühl, wo man sich sagte, hier muss man bleiben.

Den Sonntag darauf waren wir in Blessem. Da räumten wir einer älteren Dame den Keller leer. Dieser Gestank dort war nicht zu ertragen, wir haben uns mit der Eimerkette abgewechselt. Bei jeder Pause haben wir uns die Gassen angesehen und wir verstummten. Man machte sich  Gedanken. Man sieht die Gegenstände die auf der Straße landen. Das waren quasi alles Gegenstände, die einen das Leben beschreiben. Vergangenheit, Erinnerung, was den Menschen lieb ist, alles auf der Straße; als Müll. Die Menschen dort haben nichts mehr, woran sie sich festhalten können. Alles weg. Und das waren Gedanken, wo man sich selber sagte, das man froh sein soll und die Dinge schätzen sollte.

Wir dachten, das wir die Betroffen störten, aber es war das Gegenteil. Die freuten sich das so viele Helfer dort waren zum helfen. Sie fingen dann auch an, ihre Geschichten zu erzählen. Wie und was sie in der Flutnacht gemacht und erlebt haben. Wir haben ihnen gerne zugehört. Und haben mit denen gelitten.  Der Sonntag hat uns allen was bewiesen; Es war ein Ort, wo alles zusammen getroffen ist, alte wie junge Menschen, Freude, Leid und Trauer, aber auch Zusammenhalt auf einem Fleck. Und dieses Gefühl habe ich bis heute. Als wir dann Sonntag Mittag aufgebrochen sind für die Heimfahrt, stellte ich fest, da ist was anders als sonst. Jeder von uns war Stumm. Da wusste ich, jeder machte sich Gedanken und musste erst all die Erfahrung und das Geschehen dort verarbeiten.

Nachdem wir dann ein paar Tage zuhause gewesen sind und jeder seine Arbeit nachging, ließ es uns keine Ruhe. Da war oder ist leider NOCH soviel zu helfen. Und das ist das, was unsere Gruppe „Bayernfreunde mit Herz“ ausmacht, Zusammenhalt und der Ehrgeiz zum Helfen.

Wir waren jetzt dreimal dort zu Helfen und bei jeder Fahrt ist unsere Gruppe gewachsen. Dennoch war an jeder Baustelle die Kommunikation das Problem.  Die Orte waren völlig zerstört und es ging auch nicht, sich über das Handy bemerkbar zu machen, da dort vielerorts kein Handynetz mehr war. Man hat gesehen das alle Leitungen gekappt waren. Kein Wasser, kein Strom und natürlich keine Kommunikation. Teilweise bis heute, ist der Stand noch so. Bei unserer zweiten Fahrt haben wir Funkgeräte gekauft. Damit wollten wir unsere Kommunikation im Konvoi sowie auch auf der Baustelle sicherstellen. Leider war das Ergebnis nicht so wie man es sich erhofft hatte. Die Reichweite im Konvoi reichte leider nur bis zum fünften Fahrzeug. Leider waren wir aber 15 Fahrzeuge. Da ging es wieder nur mit Handy untereinander.

Dann ist ein Gruppenmitglied (Patrick Hoffmann) auf die Firmen  ISP Korte & Retevis aufmerksam geworden und fragte, ob sie uns Funkgeräte zur Verfügung stellt. War alles kein Problem. Wir haben von der Firma ISP Korte umgehend über 30 Retevis Funkgeräte bekommen. Da geht erst einmal ein großer Dank hin. Wir waren völlig zufrieden und sie haben ihren Dienst erwiesen.  Bei der dritten Fahrt waren wir über 25 Fahrzeuge. Und jeder konnte den anderen sehr gut verstehen. Wir hatten einen in der Mitte, der das gesagte auch nach hinten weitergeben sollte. Aber selbst das war unnötig. Klappte alles tadellos. Selbst auf der Baustelle, dort wo wir geholfen haben, klappte alles mit der Kommunikation.

Am 26.11.21 bis zum 28.11.21 haben wir unsere vierte Fahrt ins Ahrtal gemacht. Unser Christian Koal, der eine eigene Fachwerkstatt hat, konnte über 50 Spenden Autos TÜV fertig machen und ins Ahrtal liefern.

Wir haben auch wieder die Firma ISP Korte wegen Funkgeräten gefragt und sie unterstützen uns  sogar mit 40 Geräten, da wir jetzt ein Konvoi zusammen haben mit 33 Fahrzeugen. In der kurzen Zeit haben wir so viele Menschen kennengelernt, Firmen die uns helfen und auch private Personen, wo ich sagen muss, dass dieses in der heutigen Zeit schwer fällt. Es ist so viel passiert, sei es Wirtschaft, Corona oder Unwetter. Dennoch bin ich Positiv überrascht, wie viele uns unterstützen und das Ahrtal hat es leider immer noch nötig. Die Helfer bleiben immer mehr aus und die Menschen stehen immer noch vor dem nichts. Es existiert kaum Strom, Heizungen sind teilweise gar nicht vorhanden oder immer noch keine Wasserleitung. Netzbetreiber haben Not Masten installiert, das man mit dem Handy vielerorts wieder erreichbar war bzw. erreichbar ist. Da ist noch viel Chaos zu beseitigen und sie brauchen leider immer noch unsere Hilfe, gerade weil dieses Thema in den Medien immer ruhiger wird, genau jetzt wo viele in der Kälte sitzen, muss noch was passieren. Darum helfen wir so gut es geht.

Und wir Bayernfreunde mit Herz hoffen, das viele Hilfsbereitschaft zeigen.

Maik Hoffmann

www.Bayernfreundemitherz.de

Das Veröffentlichen dieses Leserbrief ist mit Belegexemplar ausdrücklich erwünscht


Erschienen bei www.freie-presse-ostfriesland.de

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